Ein Social-Media-Trend beleuchtet die Schattenseiten der Künstlichen Intelligenz: Die Tools aus den USA werden künftig mit Atomkraft betrieben.

Wie würdest du als Action- oder Barbie-Puppe aussehen? Bildgenerierung durch Künstliche Intelligenz kann diese Frage visualisieren. Der Trend, der seit einigen Wochen auf Social Media umgeht, sorgt allerdings für Kritik, denn immer mehr Studien weisen auf den hohen Energieverbrauch von KI hin.

Bildgenerierung kostet Rechenleistung

Die sogenannten „AI Action Figures“ haben ihren Ursprung auf LinkedIn, mittlerweile werden sie auch auf Instagram geteilt. Zu verdanken ist der Trend einem neuen Feature, das ChatGPT Ende März eingeführt hat. Innerhalb einer Stunde sollen sich dafür eine Million Nutzer:innen angemeldet haben, sagte Sam Altman von OpenAI, dem Unternehmen hinter ChatGPT. Die Bildgenerierung mittels KI ist aber auch leistungsintensiv: „Unsere Grafikprozessoren schmelzen“, schrieb Firmenchef Altman weiter auf X.

Neue Technologien sind energieintensiv. Der hohe Stromverbrauch ist beispielsweise ein großer Kritikpunkt an Kryptowährungen wie Bitcoin. Anfang des Jahres sorgte das chinesische KI-Tool DeepSeek mit der Behauptung, es verbrauche weniger Ressourcen als ChatGPT, für Aufregung in der Technologiebranche und sogar für einen kurzfristigen Börsencrash.

Der Trend hat aber Kritiker:innen: Nachdem tausende Social-Media-Nutzer:innen die personalisierten Actionfiguren geteilt haben, kam der Gegenwind. So wies etwa die Laufplattform „Fast Women“ via Instagram auf die ethischen Bedenken aufgrund des hohen Energieverbrauchs hin, nachdem etliche Profi-Athletinnen ihre KI-generierten Puppen geteilt hatten.

Rasanter Anstieg des Stromverbrauchs

Die Aufregung um den Trend könnte daher rühren, dass die Internationale Energieagentur (IEA) Anfang April einen Bericht veröffentlicht hat, der die Auswirkungen von KI auf die Energiebranche beleuchtet. Der größte Anteil des weltweiten Stromverbrauchs von Rechenzentren entfiel demnach 2024 auf die Vereinigten Staaten (45 Prozent), gefolgt von China (25 Prozent) und Europa (15 Prozent). Weltweit ist der Stromverbrauch von Rechenzentren seit 2017 um rund 12 Prozent pro Jahr gestiegen, mehr als viermal so schnell wie der Gesamtstromverbrauch. Der Stromverbrauch von Rechenzentren wird sich laut der IEA bis 2030 auf rund 945 Terawattstunden mehr als verdoppeln. Das würde mehr als dem Gesamtverbrauch Japans heute entsprechen.

Auch das Massachusetts Institute for Technology bezifferte Anfang des Jahres in einem Bericht den Stromverbrauch von Künstlicher Intelligenz. Demnach könnte generative KI sieben- bis achtmal mehr Energie verbrauchen als ein typischer Computer-Workload. Zudem muss die Hardware in den arbeitsintensiven Zentren gekühlt werden, was auch den Wasserverbrauch in die Höhe treiben könnte. Wie viel das beliebte Tool ChatGPT allein verbraucht, können die Expert:innen nicht nachvollziehen.

Atomkraft für den KI-Betrieb

Angesichts dieser Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass Technologiekonzerne inzwischen in Kernkraftwerke investieren. Sowohl Meta als auch Google und Amazon haben vor einigen Monaten angekündigt, in Atomkraftwerke zu investieren, um damit ihre Rechenzentren zu betreiben. Das macht den Einsatz von KI wiederum zu einer ethischen Frage, denn ob Atomkraft als nachhaltige Energie gilt, ist zumindest in Europa umstritten.

KI-Unternehmen setzen aber nicht nur auf eine unabhängige Energieversorgung: Sie arbeiten auch daran, dass die Entwicklung und Anwendung der Software insgesamt weniger Ressourcen verbraucht. Der Einsatz von KI hat aufgrund der benötigten Leistungsintensität und Energiequellen durchaus Auswirkungen auf die Umwelt. Künstliche Intelligenz soll aber auch dazu dienen, neue Technologien zur Bekämpfung der Klimakrise zu entwickeln. KI kann also sowohl umweltschädlich als auch umweltfreundlich sein.

www.wienerzeitung.at Elisabeth Oberndorfer