Umwelt-Wissenschafter und Industrie weltweit nutzen die Technologie des Innsbrucker Luftanalyse-Unternehmens Ionicon.
Innsbruck – Technologie aus Tirol hilft Umwelt- und Klimawissenschaftern weltweit bei ihrer Forschung. Das Innsbrucker Unternehmen Ionicon entwickelt und vertreibt hochspezialisierte Geräte für die Luftanalyse und ist bei seinem wichtigsten Produkt Weltmarktführer. Kunden sind wissenschaftliche Institutionen und Forscher ebenso wie Großunternehmen.
Die Geräte aus Innsbruck sind regelmäßig Teil von internationalen Messkampagnen. So sind sie etwa auf Eisbrechern an den Polen unterwegs. Mit an Bord sind die Spezialgeräte auch in Forschungsflugzeugen der NASA. Diese fliegen über den USA und Asien und sammeln in großer Höhe Daten in der Luft, die dann zusammen mit Satelliten-Infos für Klimavorhersagen genützt werden.
Auch am Schweizer Forschungszentrum CERN sind die Geräte aus Tirol an Kampagnen beteiligt, die alle paar Monate stattfinden. Erforscht wird damit, wie Wolken entstehen – ein sehr wichtiges Thema in der Klimaforschung. Auch welche Stoffe Pflanzen in die Umwelt abgeben, können die Ionicon-Geräte bestimmen. „Pflanzen haben Emissionen, die Einfluss aufs Klima haben können“, erklärt Geschäftsführer Lukas Märk.
Wie gut oder schlecht die Luftqualität ist, auch das erfassen Hightech-Geräte in internationalen Metropolen – etwa in Neu-Delhi oder im chinesischen Shenzhen. Und in Innsbruck wird das Stadtklima kontinuierlich überwacht. So wird etwa auch gemessen, wie die Stadt „riecht“, und eine Art Fingerabdruck der städtischen Luft erstellt.
Immer mehr Geräte verkauft Ionicon an die Industrie. Hersteller von Halbleitern, aber auch von Lebens- und Genussmitteln nützen sie für ihre Reinräume und für die Bestimmung von Gerüchen und Geschmäckern. „Wir können in Echtzeit messen, wie Essen und Trinken riecht“, erklärt Märk. Airbus etwa holt sich mit Tiroler Technologie Daten dazu, wie es um den Geruch in Flugzeug-Kabinen bestellt ist. Zulegen wollen die Tiroler künftig im Bereich der Öl- und Gas-Industrie.
Messung von Corona-Luft
Ein Analysegerät kostet zwischen einer viertel Million und einer halben Million Euro. Rund 600 Stück sind weltweit im Einsatz. Entwickelt und zusammengebaut werden sie komplett in Innsbruck, 99 Prozent werden ins Ausland verkauft – vor allem in die USA und nach Asien, nach Deutschland, Frankreich und in die Schweiz. Die Ionicon Analytik GmbH ist eine Ausgründung der Universität Innsbruck und weltweit führend bei Spurengasanalysegeräten (PTR-MS). Die Technologie wurde in den 90er-Jahren an der Uni erfunden. Sie macht es möglich, geringste Mengen an organischen Substanzen sehr genau und in Echtzeit nachzuweisen. Zusätzlich entwickeln und bauen die Innsbrucker so genannte Flugzeitmassenspektrometer. Sie wurden übrigens auch während der Pandemie in einigen asiatischen Städten zur Messung von Coronaviren in der Ausatemluft eingesetzt.
Ionicon hat 55 Mitarbeiter, erwirtschaftete 2021/2022 einen Umsatz von rund 21,5 Mio. Euro und war laut Bilanz dabei sehr profitabel. „Die Auftragsbücher sind voll, wir erwarten heuer auf jeden Fall ein gutes Jahr. Wir möchten weiter Gas geben am Standort“, sagte Märk.
Von Nina Werlberger www.tt.com