STEYR. Serienproduktion von Wasserstoffantrieben ab 2028 – Autobauer investiert 50 Millionen

Diesel- und Benzinmotoren waren jahrelang tragende Säulen des Leitwerks des deutschen Automobilherstellers BMW in Steyr. Künftig wird das Geschäft nicht auf zwei, sondern auf vier Beinen verteilt, weil weitere Technologien dazukommen: Erstens schlug BMW, wie berichtet, am 1. August mit der Serienproduktion von Elektromotoren ein neues Kapitel in Oberösterreich auf.

Zweitens werden ab 2028 auch Wasserstoffantriebe in Steyr vom Band rollen. Das gaben die BMW-Spitzen am Mittwoch im Werk im Beisein der Landespolitik und von Vertretern der Konzernzentrale in München bekannt. Der Zeitplan ist straff: 2026 werden Montageflächen im Werk umgebaut, 2027 beginnt die Produktion der Vorserie, 2028 die Serienproduktion. Aus 150 Einzelteilen wird ein Antrieb montiert. BMW investiert 50 Millionen Euro, in einem ersten Schritt werden 50 Beschäftigte in der „Hightech-Manufaktur“ arbeiten, wie es der Konzern nennt. Bei der Entwicklung arbeitet BMW mit Toyota aus Japan zusammen.

Prototypen der Wasserstoffantriebe entstehen bereits in München und Steyr. Der oberösterreichische Standort übernimmt die Entwicklungsleistungen, die für die spätere Serienproduktion nötig sind. Dazu gehören auch Wärmemanagement, Steuerungseinheiten oder Luftführung.

„Nicht alle in der Branche gehen davon aus, dass der Wasserstoff-Pkw Teil der Mobilität der Zukunft ist. Wir sind überzeugt vom Wasserstoff“, sagte Klaus von Moltke, Werksleiter in Steyr und in der BMW-Gruppe für Antriebe verantwortlich. Zu Stückzahlen hielt er sich am Mittwoch bedeckt.

Variante des E-Antriebs

Wasserstoff ist ein farb- und geruchloses Gas und das kleinste und häufigste Element im Universum. Es steckt in Erdgas, Erdöl und Mineralien und ist auf der Erde vor allem in Wasser gebunden. Auf die Autoindustrie übertragen sei Wasserstoff eine Variante des Elektroantriebs, sagte Michael Rath, Leiter der Wasserstofffahrzeuge der BMW-Gruppe. Wasserstoff und Sauerstoff reagieren in einer Brennstoffzelle chemisch und erzeugen Strom, der einen Elektromotor antreibt und das Fahrzeug in Bewegung setzt. Rath sieht zwei Unterschiede zum E-Motor: Erstens könnten Kunden bei Wasserstoff das Fahrzeug schneller betanken, ähnlich wie bei Verbrennern. Zweitens falle die Abhängigkeit von Rohstoffen für die Batterie weg, die bei elektrisch betriebenen Fahrzeugen vorwiegend aus Asien stammen.

Als Hemmnis sehen Experten in der Autobranche derzeit noch Kosten und Infrastruktur. Die Brennstoffzellen herzustellen, sei vergleichsweise teuer, was entweder auf die Margen der Hersteller oder die Geldtasche der Kunden drückt. Und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur fehlt – derzeit gibt es keine öffentlich zugänglichen Wasserstofftankstellen in Österreich. Die OMV als einzige Betreiberin sperrt ihre fünf Tankstellen zu, mit Monatsende soll jene in Innsbruck als letzte schließen. Die OMV begründete das mit hohen Kosten und geringer Nachfrage, die OÖN berichteten.

„Ein starkes Zeichen“

Landeshauptmann Thomas Stelzer lobte das Vorhaben von BMW als „starkes Zeichen für den Standort“ und die rund 4900 Beschäftigten des Werks, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. Der Politiker sieht bei Wasserstoff Parallelen zur E-Mobilität. Wenn Akzeptanz und Fortschritt stiegen und Engagement zu sehen sei, werde sich das auch positiv auf die Infrastruktur auswirken. „Aber natürlich müssen auch wir als öffentliche Hand die Signale vorgeben“, sagte Stelzer.

BMW geht mit seinem Wasserstoff-Vorstoß einen anderen Weg als etliche andere Autohersteller. Volkswagen, Renault, Mercedes, und Audi verfolgen keine eigenen Wasserstoffpläne mehr. Der französisch-italienisch-amerikanische Hersteller Stellantis mit Marken wie Fiat, Peugeot und Opel beendete heuer im Juli sein Entwicklungsprogramm für Wasserstoff-Brennstoffzellentechnologie.

Oliver Zipse, Konzernchef von BMW, sieht in Wasserstoff hingegen eine Alternative zum Elektromotor. Chancen werden der Technologie vor allem im Schwerlastverkehr eingeräumt.

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